Donnerstag, 21. April 2016

Ein Lächeln ist wertvoller als jeder Groll dich cool, tough und so Berlin machen kann.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Berliner genervt sein wollen. Dass sie denken, sie müssten sich diesen kosmopolitisch bewährten Stress aneignen um ein wahrer Großstädter zu sein.

Ich saß vor einer Woche in einer mäßig gefüllten S1, der nächste Halt: Potsdamer Platz. Eine Klasse Zweitklässler steigt mit mehreren Lehrerinnen in den Zug. Die bemühte Aufpasserin versuchte möglichst ruhig alle Kinder auf Sitzen zu platzieren, damit sie niemandem im Weg stehen und die Schüler beim Anfahren der Bahn nicht wie Lottokugeln durch den Waggon purzeln. Eine Mitte 40 Jahre alte Färbe-Blondine besetzte mit ihrer Handtasche einen freien Sitzplatz direkt am Eingang. Mit einem freundlichen Lächeln fragte die Lehrerin, ob sie den Platz für eines der Kinder frei machen könne, indem sie ihre Tasche hochnähme.
Doch anstatt dieser höflichen Bitte einfach nachzugehen, schlug die Mittvierzigerin verächtlich die Augen auf, grinste gehässig und hob im Schneckentempo mit den Worten: „Aaaaber natüürlich, kann ich meine Tasche hier wegnehmen.“ dieselbe an und legte sie kopfschüttelnd auf ihren Schoß.




Ich verstehe so etwas nicht. Warum versucht diese Frau auf Biegen und Brechen etwas negatives in einer nett formulierten Frage zu finden? Sie scheint doch förmlich Streit, Stress und ein schlechtes Gefühl zu suchen. Diese Begebenheit ist natürlich kein Weltuntergang, aber sie zeigt, dass viele Menschen überhaupt nicht darauf aus sind, einen angenehmen Tag zu erleben und ihrem Drumherum nicht die Laune zu verdunkeln.
Es ist gänzlich ohne Sinn sich das Leben schwerer zu machen, als es sein müsste. Außer man erhofft sich dadurch eine coole Berlin-Attitüde. Eine fass-mir-an-die-Füß-Aura, die niemandem etwas nützt, nur Unmut sät und den Alltag für jeden etwas schwerer macht.

Kann man das wirklich wollen? 

Wenn ich sowieso dazu bereit bin meine Tasche anzuheben, kann ich das doch auch mit einem Lächeln machen. Ein Danke tut einem nicht weh, wenn einem gerade der Weg zur U-Bahn erklärt wurde. Und das Aufhalten der Tür für eine weitere Sekunde erspart dem Nachbarn das mühselige Suchen nach dem Haustürschlüssel im Regen.
Ganz kleine Gesten können für einen anderen Menschen eine wahre Hilfe sein, die ihnen vielleicht die Stimmung rettet.  

Sozialsein beginnt nicht damit nach Südamerika zu reisen und dort in Kinderheimen zu arbeiten oder sich aktiv für den Mindestlohn einzusetzen. 
Das Fundament des Sozialseins liegt auf Herrn und Frau Alltags Grundstück.


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