Weihnachten ist das Fest das unsere
Sinne in watteweiche Schneeflöckchen und knisterndes rotes
Geschenkpapier verpackt. Die geschmückten Fenster und Läden
strahlen in die eisige Nacht hinein und der Duft von Zimtplätzchen
und Lebkuchen steigt uns in die Nase. Die Wohnungen sind erfüllt von
dem erdigen Geruch der drapierten Tannenzweige und den Lichtschalter
betätigen wir so gut wie gar nicht mehr; wir haben ja Kerzen.
Flackernd betrachten wir ihren Schein, während wir Weihnachtskarten
und -briefchen an unsere Lieben schreiben.
Doch Stopp. Ich bin in Berlin. Ich habe
mir zwar eine kleine weihnachtliche Oase in meinen vier Wänden
geschaffen, doch setze ich einen Fuß vor die Tür ist jeder Anflug
von festlicher Stimmung dahin. Nicht ein Türkranz oder Tannenzweig
ist in meinem Haus zu finden. Nicht einmal die (überaus
anstrengende) Familie von oben drüber hat etwas schönes ins Fenster
gehängt. Ein Blick in meinen Hinterhof verrät: keinen aus den fünf
Hinterhäusern scheint ein gemütliches Weihnachten am Herz zu
liegen. Wo sind all die Lichterketten und Nussknacker hin?
In meinem Rewe ums Eck kaufen die
Menschen fertigen Plätzchenteig und im Hoch ihrer Emotionen einen
erschreckend hässlichen Fertig-Adventskranz. Die einzigen
Adventskalender, welche den Weg auf das Laufband der Kassiererin
schafften, waren Coca Cola Trucks mit besinnlicher Fanta im Innern.
Wo im letzten Jahr noch gemahlene Haselnüsse und Vanillezucker
ausverkauft waren, türmen sich noch immer, scheinbar unangetastet,
die Lebkuchengewürze und die Kokosflocken.
Auch das Straßenbild lässt einen eher
daran zweifeln als erahnen, dass in zwei Wochen das Christkind an die
Türe klopft. Abgesehen von einem Lichterkettenteppich gespannt
zwischen zwei Bürohochhäusern am Hackeschen Markt begegnet mir
wenig schmückendes auf meinem Weg durch die Stadt. Im Gegenteil: die
zusammengefegten Laubberge liegen seit drei Wochen in riesigen
Plastiksäcken neben dem Postkasten mitten auf dem Gehweg. Seit
genauso langer Zeit vegetieren die abgesägten Äste der Bäume aus
dem Park auf dem Boden herum.
Selbst in den Geschäften wirken die
verzweifelten Mini-Deko-Versuche wie eine Pflichtübung. „Irgendwas
weihnachtliches müssen wir ja machen. Komm, stell mal so 'nen Zweig
mit roten Beeren neben die Kasse. Das muss reichen.“
Ich will Weihnachten. Ich möchte
dieses heimelige, entschleunigte Gefühl von Zuhause. Umhüllt von
glänzenden Lichtern und Düften von Gewürzen, die nur zu dieser
Jahreszeit schmecken. Ich will Geschenke nicht nur endlich abhaken,
sondern mir Zeit nehmen, um das richtige Präsent für eine
liebevolle Person zu finden.
Ich weiß nicht, ob es ein Berliner
Problem ist. Gestern ging ich an einem Geschäft vorbei, worüber in
pinken Neonlettern „#Weihanchten am Arsch“ prangte. Das ist nicht
lustig oder humorvoll. Das ist despektierlich. Es ist eine Abwertung
eines Festes, dessen Gedanke so schön und faszinierend ist, dass wir
es unter allen Umständen schützen müssen. Weihnachten darf für
uns nicht an Bedeutung verlieren. Es geht nicht per se um die Lichter
und den Schmuck an sich. Sondern dass wir damit Wertschätzung und
ein Bewusstsein für diese zauberbringende Zeit zeigen. Dass wir
Weihnachten zelebrieren, denn keine andere Zeit im Jahr rückt unsere
Familie und Freunde so in den Vordergrund. Es ist für viele der
einzige Anlass in diesen 12 Monaten nach heimzukehren, sich wirklich
ganz und gar frei von der Arbeit zu nehmen und das Beisammensein zu
genießen. Gerade in schnelllebigen Zeit haben wir das noch bitterer
nötig als sonst.
Habt Weihnachten in euren Gedanken,
Herzen und schmeißt die wunderschöne Tradition nicht einfach weg.
Sie ist sehr wertvoll.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen