#aufschrei , #feminismus und
#emanzipation
Frauen sind sehr gut darin, ihre
Selbstständigkeits- und Gleichstellungsbemühungen twitterwirksam zu
vermarkten.
Bei all dem Schreien und Ringen nach
Gleichberechtigung vergessen wir Frauen wohl manchmal, dass auch
einem Mann aufgrund seines Geschlechts in manch einer Situation Steine in den Weg gelegt werden.
Ich werde gerade aus aktuellem Anlass
selbst mit der „als Mann hat man auch nicht immer Vorteile“
Situation konfrontiert. Mein Liebster sucht eine Wohnung. Bezahlbar,
hübsch und nicht zu groß. Seinem Einkommen angemessene Wohnungen
gibt es auch trotz der schwierigen Mietsituation. Natürlich schießen
sich viele Wohnungen auch selbst ins Aus, indem sie einen
Panoramablick über die Stadtautobahn bieten oder eine Deckenhöhe
von 1,85 aufweisen. Trotzdem waren es doch einige Wohnungen, die wir
uns in den letzten Monaten angesehen haben.
Gierig? Nein, überhaupt nicht. Wenn man die Situation für sich nutzen kann... |
Also hingetapert, besichtigt, für
darin wohnenswert befunden und beworben.
Die Stunden zwischen Abgabe der
Bewerbung und der erhofften Zusage sind bei Leibe keine schönen.
Wenn man denn mal eine Wohnung gefunden hat, in der man sich direkt
wohlfühlt, setzt man natürlich große Hoffnungen in diese vier
Wände.
Doch Zusagen kamen bisher nicht.
Absagen allerdings auch keine. Also fragten wir nach.
„Ja, der Vermieter hat sich leider
für eine Frau entschieden.“
„Wir haben ja sonst auch nur Frauen
eingeladen um sich die Wohnung anzusehen.“
„Sie sind ja leider ein Mann.“
Wir fordern Gleichberechtigung für
Frauen und gehen dann mit solchen Vorurteilen an die Vergabe einer
Wohnung ran?
Auch mit einem Y-Chromosom ist man in
der Lage die Wohnung zu lüften. Und nein, Bartwuchs ist kein Indiz
dafür seine vier Wände zu verwohnen. Man mag es kaum glauben, aber
auch das männliche Geschlecht ist in der Lage das Bad zu putzen und den Müll zu
trennen!
Mein Freund raucht nicht, möchte keine
Junggesellen-WG mit Partyhengstambitionen eröffnen, hat weder einen Dobermann noch ein Meerschweinchen und einen unbefristeten
Job. Die Hausverwaltungen und Makler rechneten ihm stets gute Chancen
aus. Doch der Eigentümer versteckt sich hinter seinem „Frauen sind
bessere Menschen“-Vorurteil. Manche Frauen leben auch im Dreck und
haben noch nie etwas von Scheuermilch gehört. Viele von ihnen
streichen ihre Wohnung auch gern in brechreizerregenden Farben wie
Schneckenschnupfen-Kreischgrün. Oder hinterlassen auf Armaturen und
Fliesen Signalrote Nagellack-Streifen. Holzböden werden mit
Pfennigabsätzen malträtiert und die weibliche Promiskuität kann
dank Emanzipation mit der männlichen mithalten.
Bei all unseren Forderungen dürfen wir
den Diskriminierungsball nicht einfach ins andere Feld spielen.
Frauen sind nicht die besseren Mieter,
sie sind auch nicht die besseren Menschen.
Ein Mann sollte die gleiche Chance auf
eine Wohnung haben, wie eine Frau.
Wir fordern doch schließlich auch die
gleiche Chance auf einen Job wie ein Mann, oder nicht?
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